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Unsere Sprache im Wandel

Prof. Michael Hoyer, Trainer und Coach für erfolgreiche Kommunikation, und Frank Bonath, FDP-Politiker und MdL von Baden-Württemberg.

Es ist ein interessanter Austausch zwischen Prof. Michael Hoyer, Trainer und Coach für erfolgreiche Kommunikation, und Frank Bonath, FDP-Politiker und MdL von Baden-Württemberg. Bei ihrem gemeinsamen Treffen geht es um den Grundbaustein unseres gesellschaftlichen Miteinanders: Die erfolgreiche Kommunikation!

Gendergerechte Sprache, Generationen-Kommunikation und positive Ausdrucksweise. All das sind Themen über die derzeit hitzig diskutiert wird.

Braucht es eine gendergerechte Sprache?

„Diverse Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der deutschen Bevölkerung sich gegen das Gendern ausspricht. Neue Generationen, andere Denk- und Sichtweisen sowie veränderte Rollenbilder, verleihen diesem Thema jedoch ein Gewicht.“

Frank Bonath vertritt hierzu eine klare Meinung: Es ist wichtig, dass wir dieses Thema kommunizieren und es ist wichtig, dass wir hierfür eine Sensibilität schaffen, denn unsere Sprache definiert auch unser Verhalten. Dies wurde mir bereits in meiner Jugend während meiner Kirchenarbeit vermittelt. Es soll sich niemand ausgegrenzt oder nicht angesprochen fühlen. In Einzelfällen, wie beispielsweise in der amtlichen Sprache, bin ich der Meinung die gendergerechte Sprache nicht zur Pflicht zu machen. In vielen Bereichen – auch in Debatten im Landtag – wird durch das Gendern sehr viel verkompliziert und missverständlich ausgedrückt. Aus meiner Sicht sollte hier ein gesundes Mittelmaß gefunden werden.

Prof. Michael Hoyer stellt hierzu ein bildhaftes Beispiel dar: Man stelle sich eine Kuhherde vor. Inmitten der Kuhherde befindet sich ein Stier. Niemand spricht hier von einer Stierherde. Jedem gefallen die wunderschönen Kühe. Nun sind wir keine Kühe oder Stiere, doch anhand dieses Beispiels sieht man deutlich, dass hier nicht differenziert wird. Wenn wir dieses Beispiel nun auf uns als Menschen übertragen, stellen wir recht schnell fest, dass wir es gar nicht gut finden, mit dem falschen „Geschlecht“ angesprochen zu werden. Vielleicht können wir uns anhand dessen auch noch einmal besser in den anderen/ die andere hineinversetzen.

Sprache ist kein politisches Thema, so Frank Bonath. Sprache entwickelt sich. Das sieht man deutlich anhand der Anrede „Du“ oder „Sie“.

Wurde früher sehr viel Wert auf die höfliche Anrede in Sie-Form gelegt, so ist es heute in zahlreichen Unternehmen ganz üblich sich zu „duzen“. Wie verändert dieser Wandel unsere Beziehung zueinander, und die Art und Weise wie wir zukünftig miteinander umgehen werden?

Für viele ältere Generationen ist es befremdlich und unpassend jemanden Fremden oder nicht Vertrauten mit dem „Du“ anzusprechen. Junge Generationen hingegen sehen darin keine Problematik sondern einen Gewinn. Mit allen per Du sein verbindet und schafft von Anfang an ein Grundvertrauen in der Beziehung zueinander.

Der Duden empfiehlt, auf die höfliche Anrede „Sie“ zurückzugreifen, wenn die Sache nicht eindeutig ist. Der Knigge schreibt jeder volljährigen Person ein Recht auf „Sie“ zu. Und das gegenseitige Duzen darf nur von dem/der Ranghöheren angeboten werden. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts mussten Kinder sogar ihre Eltern siezen. Alles andere zeugte von schlechten Manieren.

Wir befinden uns mitten im Wandel der Sprache. Ob wir uns zukünftig nur noch mit dem familiären „Du“ ansprechen werden, wird die Zeit zeigen. Noch ist nichts entschieden. Die höfliche Anrede „Sie“ ist in vielen Bereichen nach wie vor wichtig und angebracht. Zum Beispiel, wenn Journalisten mit Politikern reden. Denn Medien, eine Art vierte Gewalt im Staat, sollten nicht den Eindruck erwecken, dass sie sich mit Politikern verbünden. Auch bietet sich das Siezen in Situationen an, in denen wir Wertschätzung zeigen wollen oder eine Distanz bewahren möchten.

Vom Sie zum Du zur positiven Wortwahl und Ausdrucksweise.

Klimawandel, Energiewirtschaft, Krieg, Digitalisierung – diese und weitere Themen stehen derzeit im Fokus vieler Gespräche. Nicht nur in Unternehmen und unserer Gesellschaft, vor allem in der Politik.

Debatten, Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten sind an der Tagesordnung. Und was vermehrt auffällt: Die Zukunft für alle nachfolgenden Generationen wird katastrophal und schrecklich. Dieser Eindruck wird der Gesellschaft derzeit vermittelt. Wann haben wir aufgehört, uns über die Zukunft und die vielen Chancen und Möglichkeiten zu freuen, die diese wunderbare Welt mit neuesten Technologien und Innovationen bietet? Diese Frage stellt sich Frank Bonath täglich. Er stellt mehr und mehr fest, dass nur noch negative Worte zum Einsatz kommen. Warum ist das so?

Prof. Michael Hoyer ist als Trainer und Coach im Bereich der erfolgreichen Kommunikation nah dran am Geschehen und verfolgt diese Entwicklung täglich mit. In seinen Seminaren und Workshops sensibilisiert er seine Teilnehmer für die positive Sprache. Positives Sprechen bzw. positive Rhetorik, also die Verwendung positiver Formulierungen, kann im Alltag Wunder bewirken. Sie hilft uns dabei Visionen voranzutreiben, Menschen zu motivieren und einen positiven Blick für die Zukunft zu entwickeln. Ein Aspekt positiven Handelns ist die Verwendung eines positiven Wortschatzes, der aus psychologischer Sicht große Bedeutung hat. Positiv reden ist wertvoller als man denkt.

Doch häufig wird alles schlecht geredet und kein Verständnis mehr für unser Gegenüber aufgebracht. Wertschätzung und Respekt gehen verloren und andere Meinungen außer der eigenen, gibt es nicht mehr. Wir brauchen ein miteinander statt gegeneinander und mehr Flexibilität im Denken.

Frank Bonath plädiert dafür, sich auch einmal in unser Gegenüber hineinzuversetzen, Verständnis für dessen Meinung aufzubringen. Denn ein Perspektiven- und Standpunktwechsel kann helfen, einen gemeinsamen Weg zu finden, um Lösungen zu erarbeiten. Diesen Weg wünscht er sich – ganz besonders in der Politik.

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