„Also es stört mich echt, dass Tina bei der Arbeit immer so viel redet. Ich kann mich gar nicht konzentrieren, wenn wir miteinander im Büro sitzen.“
„Hast du ihr das schon mal gesagt?“
„Nein, denn sie meint es ja nicht böse und ich möchte sie nicht kränken. Ich antworte zwar schon immer ganz kurz und knapp, aber sie versteht den Wink mit dem Zaunpfahl einfach nicht.“
Eine Konversation, die so oder so ähnlich ablief, kennen Sie mit Sicherheit. Entweder Sie haben sie belauscht oder sogar selbst geführt. Es stört Sie etwas an jemand anderem, aber Sie möchten die Person nicht direkt darauf ansprechen, aus Angst, sie vor den Kopf zu stoßen oder respektlos zu wirken.
Der Haken an der Sache? Die Stimmung wird schlechter, Sie fühlen sich gehemmt und gereizt – bis die Situation irgendwann eskaliert. Aber das muss nicht sein.
Mir fällt dazu ein Zitat von Fritz Ammon ein: „Menschen sollten mehr miteinander statt übereinander reden.“ Das würde ich so auch unterschreiben. Immer mehr Menschen reden hinter vorgehaltener Hand übereinander, statt direkt anzusprechen, was Sache ist. Ein gesellschaftliches Problem unserer Zeit.
Zum einen liegt das an falschem Respekt und missverstandener Political Correctness. Viele denken, sie könnten die ehrliche Wahrheit dem anderen nicht zumuten, möchten ihn in Schutz nehmen. Oder sie sind einfach nicht selbstsicher und mutig genug, um direkt anzusprechen, was einen im Umgang miteinander stört.
Doch das führt zu oberflächlicher, unechter Kommunikation. Und die bringt keinem was, denn so gibt es auch keine Weiterentwicklung.
Denn nur durch das Anmerken von Fehlleistungen und Dingen, die Sie stören, können sich die Menschen in Ihrem Umfeld weiterentwickeln. Und auch Sie.
Es ist wenig wahrscheinlich, dass immer Friede, Freude, Eierkuchen herrscht. Darum dürfen Sie ruhig auch Dinge ansprechen, die im ersten Moment vielleicht bitter aufstoßen. Wenn die Kollegin zum Beispiel mal wieder den ganzen Tag quatscht und Sie dadurch von der Arbeit abhält.
Nur wenn Sie diese Dinge auch ansprechen, kann eine Entwicklung, eine kommunikative Evolution, ja, eine Veränderung hin zum Positiven vonstatten gehen. Nur wenn Ihre Kollegin weiß, dass sie Sie durch ihr Quatschen stört, kann sie etwas daran ändern. So kommt eine Entwicklung zustande.
Das bedeutet natürlich nicht, einfach rauszuplärren, was Ihnen gerade durch den Kopf geht. Sie dürfen auch mal für eine Sekunde lang innehalten und überlegen: „Muss ich das jetzt wirklich sagen?“ Manchmal ist es auch gut, sich eine zeitliche Verzögerung zu gönnen, anstatt in der Leidenschaft des Augenblicks die falschen Worte zu wählen.
Echt kommunizieren Sie, wenn Sie bei der Sache bleiben und nicht über eine Person urteilen. Klar, Sie dürfen eine Meinung haben und jemand anderen bewerten. Zum Beispiel: „Tina quatscht bei der Arbeit immer so viel. Das nervt mich.“
Deswegen aber ein Urteil über eine Person zu fällen (beispielsweise „Tina ist es egal, wenn ich meine Arbeit nicht schaffe oder ich mich nicht konzentrieren kann“), ist der falsche Weg.
Ganz generell rate ich Ihnen, echt miteinander zu sein und anstatt über, mit jemandem zu sprechen. Denn das führt zu authentischer, echter Kommunikation. Und schafft Verständnis und Vertrauen.
Das Wahlgetöse hat begonnen: bombastische Versprechungen wechseln sich mit leuchtenden Zukunftsutopien oder auch grellen Krisenfantasien ab. Die Politiker hauen extrem auf die Pauke. Alles nur mit einem Ziel, die Gunst der Wähler bei der kommenden Europawahl zu erlangen, die stagnierende Wahlbeteiligung der letzten Jahr zu überwinden. Doch erfüllt dieses Getöse wirklich auch seinen Zweck?
Nicht unbedingt. Die meisten Wähler durchschauen die aufgeblasenen, schillernden Parolen, hinter denen sich Durchschnittspolitiker verstecken, die nach der Wahl schnell wieder in der Versenkung verschwinden. Warum? Weil ihre Aussagen aufgesetzt und nicht authentisch sind. Es gibt nur eine Handvoll Politiker, die für das Gros der Wahlbevölkerung Authentizität ausstrahlen – für mich ist so jemand zum Beispiel Angela Merkel.
Der große Rest verhält sich, wie er sich in der Rolle gerne sehen würde. Doch es gibt nicht nur Davids, die sich zum rhetorischen Goliath aufblasen, sondern auch das Gegenteil. Wenn Sie sich umschauen, finden Sie diesen Typus bestimmt auch in Ihrer Firma.
Dieser Typus ist mir erst neulich auf einem Vortragsseminar in Sachsen begegnet. Ich redete vor einem jungen Verkaufsteam, die noch wenig Berufs- und Lebenserfahrung hatten. Als ich am Ende ihr Feedback zu meiner Veranstaltung abfragte, stellte sich heraus, dass zwei von den acht Agendapunkten, die ich an diesem Tag gelehrt hatte, für die jungen Vertriebler bedeutungslos waren. „Warum sagen Sie das nicht gleich, sondern erst nach einer Stunde?“, wollte ich von Ihnen wissen. Jetzt hatte ich eine Stunde Wissen transferiert, was sie nicht unbedingt gebrauchen konnten. Das erstaunte und irritierte mich. Die Antwort darauf war: „Wir wollten Ihnen nicht widersprechen.“
Aha, da lag das Kind also im Brunnen! Das war dann wohl so eine Art Minderwertigkeit, sie fühlten sich nicht in der Position, dieses Einwand vorzubringen. Und damit hatten sie nicht nur Zeit, sondern auch Geld verschwendet.
Wenn Sie kommunikativ Ihr Licht unter den Scheffel stellen, dann treten Sie ebenso wenig authentisch auf wie die vorher genannten politischen Paukenschläger. Ihre Kommunikation kommt nicht in den Flow bei zu viel Selbstkritik. „Ich bin nicht gut genug.“ – Ein solcher Gedanke ist wie eine self-fulfilling prophecy, ein äußerst schlechter Wegbegleiter für eine erfolgreiche Kommunikation. Doch wie kommen Sie da raus?
Wenn Sie sich eher auf das fokussieren, was Sie schon Gutes in Ihrem Leben geschafft und erreicht haben, statt auf das, was wir nicht geschafft haben. Das kann in kleinen Schritten geschehen: Was war gestern gut, heute, morgen, in meiner Kindheit. Denken Sie an die Fanfaren bei Boxkämpfen, die die Sportler auf den Kampf einstimmen, ihr Selbstbewusstsein und ihr Selbstbild aufbauen und stärken. Polieren Sie Ihr Selbstbild auf, das wird sich dann auch auf Ihre Kommunikation auswirken.
Die Kunst ist, dabei realistisch und ehrlich zu bleiben. Das ist zugegebenermaßen schwierig. Aber es lohnt sich, denn nur wenn Sie authentisch sind, sind Sie glaubwürdig und finden eine für Sie erfolgreiche Kommunikationsebene.